Erhaltungskalkung
Erhaltungskalkung ersetzt Kalkverluste und erhält die optimale pH-Klasse
Selbst wenn der Boden noch den richtigen Kalkzustand hat, gibt es jährliche Kalkverluste, die jeder Landwirt kennen sollte. Diese Verluste sollten ständig ersetzt werden, damit die Struktur und der pH-Wert des Bodens nicht verschlechtert werden.
Der Kalk erfüllt neben seiner Funktion als Calcium- und Magnesium-Nährstofflieferant wichtige andere Funktionen im Boden. Er hat Einfluss auf vielfältige physikalische, chemische und biologische Prozesse im Boden.
Eine Ernte von 50 dt Getreidekörnern entzieht dem Boden nur 4–8 kg CaO, mit Stroh jedoch bereits 30–50 kg/ha. Bei 500 dt Zuckerrüben (Rüben und Blatt) sind es schon 80–160 kg/ha CaO, die dem Boden entzogen werden. Der Entzug durch Leguminosen liegt noch deutlich höher.
Ein weitaus höherer Kalkbedarf entsteht jährlich durch Prozesse der Versauerung und Verlagerung im Boden.
Der jährliche Neutralisationsbedarf ergibt sich aus mehreren den Boden versauernden Faktoren:
- Auswaschung von Kationen (Ca++ , Mg++ )
- physiologisch sauren Düngemitteln (vorwiegend N-Düngern)
- SO2– und NOX-Immissionen aus Industrie, Kraftwerken, Hausbrand und Verkehr
- organischen und mineralischen Säuren aus biologischen Umsetzungsprozessen (bei Luftabschluss in nassen Böden beginnen z. B. nass eingefügte Rübenblätter auf verschlämmten, bündigen Böden leicht zu gären)
- Kohlensäure aus der Atmungsaktivität von bodenbürtigen Mikroorganismen
Diese Faktoren dienen allerdings nur zur Grobkalkulation der Erhaltungskalkung eines gut mit Kalk versorgten Bodens in der pH-Klasse „C“. Abweichungen ergeben sich aus der Bodenart, der Kulturart und der Niederschlagsmenge.
Die Angabe als CaO lässt den Eindruck entstehen, dass der Kalk den Boden ungenutzt durchlaufe, was aber nicht der Fall ist. Während andere Nährstoffe bei Auswaschung ungenutzt, d. h. ohne produktive Wirkung in den Unterboden und später ins Grundwasser verlagert werden, hat der Kalk nach der Passage des Bodenkörpers seine Wirkung bereits getan. Er hat mit den im Boden vorhandenen oder gebildeten Säuren reagiert und sie neutralisiert.
Ausgewaschener Kalk ist also nicht einfach nur »verloren«, so dass man besser von produktiver Kalkverlagerung oder Kalkverbrauch sprechen sollte. Der Auswaschungsvorgang selbst ist allerdings so gut wie nicht beeinflussbar.
Kalkbedarf durch Auswaschung und Neutralisation in Abhängigkeit von Bodennutzung und Niederschlagsmenge in kg/ha*a CaO
Bodenarten- gruppe (Symbol) | Nutzungsform | Niedrige Niederschläge ( weniger als 600 mm) | Niederschläge (600–750) | Hohe Niederschläge ( mehr als 750 mm) |
---|---|---|---|---|
Leicht (S, lS) | Acker | 300 | 400 | 500 |
Grünland | 150 | 250 | 350 | |
Mittel (sL-tL) | Acker | 400 | 500 | 600 |
Grünland | 200 | 300 | 400 | |
Schwer (tL-T) | Acker | 500 | 600 | 700 |
Grünland | 250 | 350 | 450 |