Wasserprobleme im Wald lösen und nicht verschieben
Im Hochsommer wird frisches, gutes Trinkwasser besonders geschätzt. Unser sauberes Wasser stammt zumeist aus Deutschlands Wäldern. Rund 500 m3 Trinkwasser pro Hektar und Jahr werden aus den Waldböden gewonnen. Doch dieses scheinbar unendliche Reservoir ist bedroht: Die anhaltende Säurebelastung im Regen und Bodenversauerung bedeuten ein Risiko für den Wald und die Trinkwasserqualität unseres Landes. Umwelt-Experten und die Waldzustands-berichte der Bundesländer sind sich einig: Die Kalkung der Waldböden ist eine wichtige Maßnahme, um die Böden vor Versauerung zu schützen und die natürliche Wasserqualität zu erhalten.
Köln, 01. August 2013. Ein gesunder Waldboden ist ein Garant für sauberes und frisches Trinkwasser. Die meisten Quellen für unsere Trinkwasserversorgung liegen in den Wäldern Deutschlands. Daher ist die Funktionsfähigkeit der Waldböden als Wasserspeicher und als Filter von Schadstoffen entscheidend für die Qualität und Sauberkeit des Grund- und Quellwassers. Verliert der Boden eben diese Fähigkeit, so gelangen unter anderem gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Aluminium, Mangan, Blei und Cadmium in das Wasser.
Nach den aktuellen Bestandsaufnahmen der Waldzustandsberichte der Länder ist mindestens ein Drittel der Waldböden derart übersäuert, dass ihre Filterfunktion stark eingeschränkt ist. Dr. Reinhard Müller, Geschäftsleiter der Düngekalk-Hauptgemeinschaft (DHG), erklärt das Problem dieser Böden: „Da vor allem durch sauren Regen noch immer mehr Säure in den Boden gelangt, als viele Böden neutralisieren können, kommt es dort zu einem Absinken des pH-Wertes und einer Versauerung der Bodenschichten. Fällt der pH-Wert unter das kritische Minimum von 4,0 können Schwermetalle und Aluminium freigesetzt werden, die in das Grundwasser gelangen und die Wasserqualität beeinträchtigen. Durch vorbeugende und sanierende Bodenschutzkalkungen kann eine Stabilisierung der pH-Werte im Boden und eine Vermeidung der Schadstofffreisetzung erreicht werden. Die derzeit in das Grundwasser gelangenden Schadstoffe werden in den Wasserwerken durch eine teure, chemische Konditionierung eliminiert.“ Diese Finanzmittel wären besser bei der Waldkalkung angelegt, um die Böden gesund zu erhalten.
Probleme nicht auf nächste Generationen verschieben – Waldkalkungen ausdehnen
Die Waldzustandsberichte der Länder und einschlägige Berichte des Umweltbundesamtes zur Versauerung von Waldböden sehen in der Bodenschutzkalkung ein wirksames und notwendiges Instrument zur Regenerierung der Waldböden. Der mit Hubschraubern in den Wald gestreute Kalk neutralisiert die Säuren im Boden und verhindert somit deren Verlagerung in Richtung Grundwasser. Nach seiner Auflösung liefert er zudem wesentliche Mengen an Kalzium und Magnesium als Nährstoffe für die Pflanzen und wirkt dadurch wie eine Vitaminpille.
Der potenzielle Kalkungsbedarf für den Wald in Deutschland liegt nach Berechnung von Experten bei ca. einer Million Tonnen pro Jahr. In den vergangenen zehn Jahren wurden aber nur rund 200.000 Tonnen Kalk pro Jahr ausgebracht. Die Gründe dafür: Zum einen stellen der Bund und eine Reihe von Bundesländern seit Jahren zu wenig Mittel für diese wichtige Aufgabe bereit. Zum anderen erschwert der erhebliche bürokratische Aufwand die Antragstellung und Mittelbeschaffung.
Für Dr. Reinhard Müller ist der derzeitige geringe Umfang der Waldkalkung unverantwortlich gegenüber den kommenden Generationen. Denn sie werden die Folgen der zunehmenden Waldbodenversauerung für die Qualität der Trinkwasservorräte und die der Waldschäden zu spüren bekommen und müssen diese gravierenden Probleme dann mit großem technischem und finanziellem Aufwand lösen.