Das Problem im Boden lösen
Die Winterzeit gilt als friedliche Zeit. Sie ist aber auch die Zeit von Stürmen und Starkgewittern. Die Schäden, die durch solche Wetterextreme entstehen, können erheblich sein. Sie lassen sich durch langfristige Vorsorge aber auch gezielt minimieren. Beispielsweise durch stabile Wälder und intakte Waldböden, die als Bollwerke gegen die Naturextreme fungieren. Ein fachlich anerkanntes und in der Praxis bewährtes Mittel für effektiven Bodenschutz ist die Waldkalkung. Sie gibt Bäumen die notwendige „Bodenhaftung“.
Köln, zum 5. Dezember 2013. Wissenschaftliche Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Wälder einen wirksamen Schutz vor den Gefahren der winterlichen und frühjährlichen Stürme und Starkregen bieten. Sie speichern erhebliche Regenmengen, vermeiden Hangrutschungen und schwächen Stürme und Orkane ab. Um dies leisten zu können, müssen die Wälder aber gesund, widerstandsfähig und tief in den Böden verwurzelt sein. Nur auf Böden mit einer guten Bodenstruktur, mit pH-Werten über 4,0 und hinreichender Nährstoffversorgung (Basensättigung über 20 Prozent) bilden die Bäume ein optimales, verzweigtes Wurzelwerk, mit dem sie robuste Standfestigkeit erreichen.
Viele Böden haben Schutzkraft verloren
Ein erheblicher Teil der deutschen Wälder sind nicht gesund, wie die jüngsten Waldzustandsberichte einiger Bundesländer wieder belegen. Dies ist unter anderem dadurch verursacht, dass viele Waldböden durch die Bodenversauerung eine unzureichende Basensättigung und zu starke Versauerung aufweisen. Die Baumwurzeln können in einem extrem sauren Milieu kaum wachsen. Sie verbleiben daher oft in den obersten Bodenschichten oder suchen die Nährstoffe aus dem organischen Auflagehorizont. Dies gilt insbesondere für die Wurzeln von Flachwurzlern. Tiefwurzler wie Eichen, Kiefern und Tannen bilden in den extrem versauerten Bodenschichten weniger Feinwurzeln. Bäume mit eingeschränktem Wurzelsystem und einer schlechten Verankerung verringern die Stabilität der Wälder besonders bei Stürmen oder Orkanen.
Geschwächte Bäume haben einen weiteren Nachteil. Ihr Kronendach ist weniger ausgeprägt, um den Boden bei extremen Regenfällen abzuschirmen. Ein sehr stark versauerter Boden hat weniger Bodenleben und eine schlechtere Bodenstruktur als derjenige mit einer höheren Basensättigung. Ein stark versauerter Boden kann weniger Wasser aufnehmen, weil das üblicherweise durch Regenwürmer und Wurzeln gebildete Porensystem im Boden verkümmert. Die Böden verlieren das natürliche Kanalsystem und die Speicherfähigkeit der Grobporen. Somit leistet die Bodenschutzkalkung einen Beitrag, die schlimmsten Folgen von Starkregen – zum Beispiel Hochwasser, Hangrutschungen, Bodenerosion – spürbar zu vermindern.
Waldstrategie 2020: Kalkungen weiter notwendig
Um langfristig zu stabilen und nachhaltig nutzbaren Wäldern zu gelangen, ist von der Bundesregierung die Waldstrategie 2020 erarbeitet worden. Darin wird der Bodenschutz als eines der wichtigsten Handlungsfelder identifiziert. Neben der Minderung von Schadstoffemissionen und einem nachhaltigen Waldbau spricht sich das Strategiepapier eindeutig für Kompensationsmaßnahmen zur Wiedererlangung der Bodenfruchtbarkeit aus – insbesondere durch Waldkalkungen. So heißt es dort: „Die Förderung von Kompensationsmaßnahmen für versauernde Einträge wie die Waldkalkung wird aufrecht erhalten.“ Dr. Reinhard Müller, Geschäftsführer der Düngekalk-Hauptgemeinschaft (DHG), schließt daraus: „Kalkungen sind ein fester Baustein der nachhaltigen Forstwirtschaft. Durch die Ausbringung von Naturkalk auf ca. 2,4 Millionen Hektar in den vergangenen dreißig Jahren konnte ein Teil der Waldböden regeneriert und stabilisiert werden. Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen wir entschlossen und in verstärktem Umfang weitermachen, damit die Waldböden in allen Regionen Deutschlands ihre maximale Schutzkapazität wiedererlangen und alle Wälder gesund werden.“