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Stoppelkalkung nach der Ernte – Landwirte nutzen das Zeitfenster vor der Herbstbestellung

Nach der Ernte der Kulturen ist der optimale Zeitpunkt im betrieblichen Management, um eine Kalkungsmaßnahme durchzuführen. Die freie Befahrbarkeit der Flächen und trockene Bedingungen eignen sich gut für eine nach Bodenanalyse und Standort angepasste Kalkung und somit der Korrektur des pH-Wertes. Anschließend können die weiteren Bodenbearbeitungen folgen. Gezielte Kalkung hilft, versauerungsgefährdete Böden gesund und fruchtbar zu erhalten. Ihre fachgerechte Anwendung ist ein Baustein für den nachhaltigen Ackerbau und für die gute fachliche Praxis.

Abbildung 1: Die Kalklagerung ist als Feldmiete bereits vor der Ernte möglich, um anschließend schnell ausbringen zu können. (Bild: Johannes Kamptner)

Die diesjährige Trockenheit in Deutschland stellt viele vor große Herausforderungen. Ein positiver Aspekt, die Trockenheit bietet zumindest eine gute Befahrbarkeit der Flächen. Es bestehen zudem Zeitfenster im betrieblichen Ablauf. Eine Stoppelkalkung ist deshalb in diesem Jahr mehr als optimal und bietet eine Chance zur Bodenverbesserung. Die Kalkversorgung der Böden ist neben dem Humusaufbau sehr wesentlich für eine gute Bodenstruktur, für ein aktives Bodenleben, für optimale Wasserinfiltration und Wasserspeicherung. Je schwerer der Boden, desto wesentlicher sind die gute Kalk- und Humusversorgung.
Die erhöhte Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen und die verbesserte Durchwurzelbarkeit des Bodens kann in Trockenperioden, eine Ertragsminderung reduzieren und die Erträge stabilisieren.

Strohrotte und Humusaufbau
Humusaufbau und Kohlenstoffspeicherung sind derzeit beliebte Themen. Kalkung und Humusaufbau werden häufig als unvereinbar angesehen, da Kalk die Mineralisierung organischer Substanz fördert. Entscheidend dabei ist jedoch das richtige Verhältnis.
Gerade die gute Kombination von Humus und Kalk ist das Geheimnis des Erfolges (Ton-Humus-Komplexe). Es kommt dabei natürlich auf die Dosis und die Verhältnismäßigkeit an. Dies ist bereits in dem VDLUFA-Konzept der Ziel-pH-Werte in Abhängigkeit vom Humusgehalt enthalten. Denn ein Aufbau von Humus kann beispielweise nur bei ausreichender Calciumversorgung des Bodens erfolgen.
Gute Böden zeichnen sich durch hohen Humus- und Kalkgehalt aus, wie es bei Schwarzerden der Fall ist. Die Qualität des Humus zählt dabei mehr als die Quantität. Die Kalk- und Humusausstattung im Boden sollte auf einem optimalen Niveau erhalten bleiben, um das heutige Ertragsniveau langfristig erreichen zu können. Auch die pH-Werte sollten im optimalen Bereich liegen, da sie auf verschiedene Bodeneigenschaften einwirken.
Eine Bodenstruktur-Verbesserung – insbesondere bei schwereren Böden mit > 17 % Tongehalt – bedarf hinreichender Calcium-Gehalte (Ca) für die Flockung der Tonminerale und die Stabilisierung der Ton-Humus-Komplexe. Die Nährstofflöslichkeit und -verfügbarkeit der Haupt- und Spurennährstoffe ist im pH-Wert-Bereich zwischen 5,5 – 7,5 am günstigsten. Daher kann mit der Kalkung die Nährstoffnutzungseffizienz (insbesondere von N und P) oft verbessert werden.

Abbildung 2: Darstellung Ton-Humus-Komplex (B. Meyer und Düngekalk-Hauptgemeinschaft)

Da der pH-Wert als eine der wichtigsten Bodenzustandsgrößen sowohl chemische, physikalische und biologische Bodeneigenschaften beeinflusst als auch die Löslichkeit von Pflanzennährstoffen steuert, wird ein optimaler pH-Wert als wichtig angesehen, um das Ertragspotential von landwirtschaftlich genutzten Böden voll zu nutzen.
Doch eine Kalkung erhöht nicht nur den pH-Wert sondern liefert auch Nährstoffe, optimiert die Kationenbelegung der Austauscher, fördert das Bodenleben und kann – in Abhängigkeit von Dosis und Rahmenbedingungen – positive Auswirkungen auf den Corg-Vorrat im Boden haben.

Handlungsempfehlung Praxis – Was ist zu beachten?

Bodenanalyse, Kalkbedarfbestimmung
Zunächst sollten alle 3-4 Jahre Bodenanalysen gemacht werden, um eine objektive Entscheidungsgrundlage zu haben. Eine Düngeempfehlung ist nach dem VDLUFA-Standpunkt in Versorgungstufen eingeteilt (siehe unten weitere Informationen).
Die empfohlenen Kalkmengen werden üblich mit einer Ausbringung für mehrere Jahre erledigt. (Die Kosten können auf mehrere Jahre angerechnet werden.) Experten tendieren zunehmend zu häufigeren Ausbringungen mit kleineren Kalkmengen.
Auf der Website https://naturkalk.de/kalkrechner/ kann der Kalkbedarf ermittelt werden, wenn Bodenart, Humusgehalt und aktueller Ausgangs-pH-Wert bekannt sind.

Zeitpunkt der Kalkung
„Kalken wenn der Boden trägt“: Dies ist in der Regel die Stoppelkalkung im Sommer/Herbst. Aber auch im Winter bei Frost oder im Frühjahr die Vorsaatkalkung sind üblich.
Nach Möglichkeit soll vor einer Kultur mit höheren pH-Wert-Ansprüchen (Zuckerrübe, Raps, Gerste, Leguminosen) gekalkt werden.
Rechtzeitige Planung und Organisation: Wenn viele Landwirte kurzfristig kalken wollen, kann die Logistik und termingerechte Lieferung schwierig werden.

Kalkdüngertyp
Bei der Wahl des Kalkdüngers kommt es vorrangig darauf an, wie schnell oder nachhaltig die Wirkung sein soll. Wenn eine sehr schnelle, kurzfristige Wirkung (innerhalb von Stunden/Tagen) gewünscht ist, sind Branntkalk oder Mischkalk zu wählen. Eine mittelfristige Wirkung (innerhalb von Tagen bis einigen Monaten) bieten sehr fein vermahlene Kalke (kleiner 0,1 mm Korngröße), Carbokalk oder auch Konverterkalk. Kohlensaure Magnesiumkalke bieten zusätzlich eine kostengünstige Magnesium-Versorgung. Es werden auch Kalke mit P- oder S-Gehalten angeboten – auch als Granulate.
Hinsichtlich der Düngekalkqualität sollte auf folgende Punkte geachtet werden: Neutralisationswert (Gehalt), Reaktivität, Siebsortierung, DLG-Gütesiegel für Düngekalk. Natürlich sind auch die Logistik, Lagerung und die Ausbringungstechnik zu bedenken, die üblich vom Agrarhandel oder Lohnunternehmern organisiert werden.

Kalkungskosten
Die Kalkungskosten hängen ab von Kalktyp, Menge, Qualität, Transport und Ausbringung (Preissumme ”frei Acker”). Der Kalkbedarf wird üblicherweise in kg/ha CaO und der Preis in €/t Ware angegeben. Daher ist für die Vergleichbarkeit verschiedener Kalke eine Umrechnung vorzunehmen. Die benötigte Produktmenge kann mit Hilfe des Neutralisationswertes direkt errechnet werden. Regionale Unterschiede bei Verfügbarkeit und Logistik können die Preise zusätzlich beeinflussen.
Umrechnungsfaktoren:
CaCO3 x 0,56 = CaO (CaO x 1,785 = CaCO3)
MgCO3 x 0,478 = MgO (MgO x 2,092 = MgCO3)

MgO-Gehalte können rechnerisch in CaO (Neutralisationswert) umgerechnet werden:
MgO x 1,391 = CaO
Ein Kalkulationsbeispiel:
Erhaltungskalkung mit 17 dt CaO/ha bei 50,4% CaO-Gehalt ergibt: 17 / 0,504 x Preis je dt = €/ha
Neben der Wirtschaftlichkeit spielen ökologische Vorteile eine Rolle: verbesserte Bodenstruktur, reduzierte Erosion, erhöhte Wasserinfiltration, höhere nutzbare Feldkapazität (nFK) und gestärktes Bodenleben wirken sich positiv auf die langfristige Produktivität aus.

Abbildung 3: Bei trockenen Bedingungen lassen sich die Flächen gut befahren. (Bild: Sophie Stoltenberg)

Details zur Wirkungsweise und Funktion im Boden
Besitzt ein Boden von Natur aus ausreichend Calcium- bzw. Magnesium-Carbonate, so kommt das „Carbonat-Puffersystem“ zur Wirkung. Carbonate werden bei pH-Werten über 6,5 gebildet. Fehlen die Carbonate, so erfolgt die Pufferung mit wesentlich geringerer Pufferkraft über den Austausch der basischen Kationen (Ca- und Mg-Ionen) gegen die sauren H-Ionen in der Bodenlösung. Ist dieser Puffer nicht mehr so aktiv, kommt das „Silikat-Puffersystem“ zum Tragen, welches über die Verwitterung von Silikaten, Basen freigesetzt. Unter pH-Werten von 4,2 kommt es zum Zerfall der Tonminerale, wobei gleichzeitig wurzeltoxische Aluminium-Ionen freigesetzt werden.
Die in den Ernteprodukten landwirtschaftlicher Kulturpflanzen enthaltene Magnesiummenge liegt zwischen 20 und 60 kg MgO/ha. Besonders Hackfrüchte, Mais und viele Sonderkulturen haben einen hohen Magnesiumbedarf, der mit der organischen Düngung (Stallmist und Gülle) und der Bodennachlieferung bei niedrigem Magnesiumgehalt des Bodens nicht gedeckt werden kann. Sodass bei Bedarf, magnesiumhaltige Kalke verwendet werden sollten. Kohlensaure Kalke – mit oder ohne Magnesium – gibt es in unterschiedlichen Siebsortierungen. Zu beachten ist darüber hinaus, dass insbesondere auf leichten Standorten mit einer Mg-Auswaschung gerechnet werden muss. Mg-Mangelstandorte sind leichte und meist saure Böden.
Der natürliche Kalkverlust in Form von CaO erfolgt durch die Auswaschung infolge von Niederschlägen, Neutralisation von physiologisch sauren Düngemitteln, Bodenatmung und mikrobielle Prozesse sowie die Nährstoffentzüge (kg/ha) durch die Kultur selbst und deren Erntematerial (siehe Tabelle).

  Haupternteprodukt

z.B. Korn

Nebenernteprodukt

z.B. Stroh, Kraut

  dt/ha CaO MgO dt/ha CaO MgO
Weizen 100 10 20 80 36 16
Gerste 80 8 16 72 33 14
Raps 45 28 23 70 129 21

Tab. 2: Nährstoffentzüge (kg/ha) ausgewählter Ackerkulturen durch Erntegut und Erntereste (Quelle: verändert nach Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen)

Die Bewertung aller Kalkdünger für die Berechnung des Kalkbedarfs wird nach CaO / bzw. MgO vorgenommen, wobei in der Praxis die höhere Basizität der Magnesiumverbindungen den Calciumverbindungen gleichgesetzt wird.
Mit folgenden Faktoren können die unterschiedlichen Gehaltsangaben umgerechnet werden:

gegeben gesucht Faktor
CaO CaCO3 1,785
CaCO3 CaO 0,560
MgO MgCO3 2,092
MgCO3 MgO 0,478
MgO CaO 1,391
CaO MgO 0,719

Landläufig taucht ab und an die Behauptung auf, das hohe Magnesiumgehalte im Boden negative Auswirkungen auf den Boden haben können. Hierzu gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Erkenntnisse und meist ist dies regional bedingt und auf die Bodenart zurückzuführen (z.B. hoher Tongehalt und schwer bearbeitbare Böden). Dies wird aktuell weiter untersucht, um die Wirkung von Magnesium auf die Bodenstruktur besser zu verstehen.
In folgender Tabelle sind die Wertigkeiten im CaO-Gehalt von handelsüblichen Düngemitteln zu finden:

Tabelle 1: Bindungsformen und CaO-Gehalt von Kalkprodukten

Bindungsform (Äquivalent) Produkte CaO (in kg)
CalciumOxid (CaO) Branntkalk 1,00
CalciumCarbonat (CaCO3) Kalkstein 0,56
MagnesiumCarbonat (MgCO3) Magnesit 0,66
Dolomit (CaMgCO3) Dolomit 0,6
MagnesiumOxid (MgO) Magnesia 1,39
CalciumHydroxid (Ca(OH)2) Kalkhydrat 0,75
CalciumSilikat (CaSiO2) Konverterkalk 0,48
CalziumSulfat (CaSO4) Gips *) 0

*) Die sulfatische Bindungsform von Calcium (Gips) ist nicht basisch wirksam
und daher auch kein Düngekalk, sondern ein Calcium- und Schwefeldünger.

Zur Information:
Eine pH-Wert-Erhöhung findet durch die basische Wirkung von Carbonaten, Oxiden und Silikaten von Calcium und Magnesium statt. Andere Verbindungen wie z.B. Sulfate (Gips), sind basisch nicht wirksam, da nicht die zweiwertigen Kationen (Ca++ und Mg++) die basische Wirkung bringen, sondern die Bindungsreste Hydroxyd (OH-) und Carbonat und CO3).

Fazit
Die optimale Kalkversorgung im Boden ist eine notwendige Bedingung für eine optimale Bodenstruktur und Bodenfruchtbarkeit. Aufgrund ihrer direkt und indirekt positiven Wirkungen auf chemische, physikalische und biologische Bodenparameter ist sie ein unerlässlicher Bestandteil des nachhaltigen Pflanzenbaus. Wer langfristig wettbewerbsfähig wirtschaften will, muss den Kalkbedarf im Blick behalten – denn nur gesunde Böden sichern stabile Erträge.

Vorteile der Kalkung zur Stoppelbearbeitung:
• verbessert die Bodenstruktur und Wasserspeicherfähigkeit
• Kalkung reguliert den pH-Wert und unterstützt die Kohlenstoffspeicherung
• eine fachgerechte Kalkung ist Grundlage für langfristige Bodenfruchtbarkeit
• Keine Fahrspuren, weil der Boden trocken, fest und tragfähig ist
• Förderung des Bodenlebens und Beschleunigung der Strohrotte

Die Düngekalk-Hauptgemeinschaft weist darauf hin, dass gerade in trockenen Jahren mit guter Befahrbarkeit, eine standortangepasste Kalkdüngung durchgeführt werden sollte. Auch wenn landwirtschaftliche Betriebe aufgrund von Trockenheit ggf. wirtschaftliche Einbußen erleiden und Ausgaben einsparen, sollte nicht an Maßnahmen der Grunddüngung und vor allem der Kalkung gespart werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Boden, Klima, Wasser sind aktuelle Themen, die auch die Düngekalk-Hauptgemeinschaft berücksichtigt. Denn eine standortgerechte Versorgung der Böden mit Kalk sorgt für optimale Boden-pH-Werte. Die Rolle einer bedarfsgerechten Kalkung wird im Folgenden weiter vertieft und in einem anschaulichen Video erklärt: Naturkalk für klimastabile Böden
Im vergangenen Jahr haben wir bereits ausführlich über die effiziente Wasserspeicherfähigkeit von Böden in der Landwirtschaft berichtet.

Tabelle 2: Einteilung der Versorgungsstufen zur Kalkung nach dem VDLUFA-Schema.

Effiziente Ausbringtechnik und gute Befahrbarkeit bei trockenen Bedingungen (Bild: Althausen Agrarservice GbR)

Eine abgestimme Logistik- und Ausbringkette optimieren den Ablauf zwischen Ernte der Sommerungen und Herbstbestellung. (Bild: Althausen Agrarservice GbR)

Weltwassertag 2025 – Boden, Klima, Wasser

Zum diesjährigen Weltwassertag am 22. März jeden Jahres liegt der Fokus auf der „Erhaltung der Gletscher“. Ein Thema, welches vor allem mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht wird. Die Landwirtschaft und Forstwirtschaft und deren Flächengrößen in Deutschland dienen hierbei als Wasserspeicher und -filter im Rahmen der Trinkwassergewinnung.

Der Wasserkreislauf beginnt mit den Niederschlägen und endet im Grundwasser, welches auch unser Trinkwasserspeicher ist. Wichtiger Faktor in diesem Kreislauf sind unsere Böden, vor allem die Wälder und landwirtschaftliche Flächen sind ein großer Wasserspeicher.

Boden, Klima, Wasser sind aktuelle Themen, die auch die Düngekalk-Hauptgemeinschaft berücksichtigt. Denn eine standortgerechte Versorgung der Böden mit Kalk sorgt für optimale Boden-pH-Werte. Die Rolle einer bedarfsgerechten Kalkung wird im Folgenden weiter vertieft und in einem anschaulichen Video erklärt: Naturkalk für klimastabile Böden

Quelle: iStock.com/Gligatron

Die Häufigkeitsverteilungen von Niederschlägen, d.h. zu welchem Zeitpunkt wie viel Regen fällt, sind für die Land- und Forstwirtschaft über das Jahr hinweg von Bedeutung. Hier gilt es auch zukünftig Herausforderungen zu meistern und neue Lösungen zu finden.

Im vergangenen Jahr haben wir bereits ausführlich über die effiziente Wasserspeicherfähigkeit von Böden in der Landwirtschaft berichtet:

Vom 25.-27. März 2025 findet in Celle eine Tagung des KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V.) zum Thema „Landbewirtschaftung – mit Wasser haushalten“ statt.

 

 

Kalkung von Teichen und Gewässern

Aber auch stille Gewässer wie Teiche und Seen sind große Wasserspeicher und haben einen Klimaeffekt. Bei der Verdunstung von Wasser sorgen sie großflächig für einen Kühlungseffekt und es wird beispielsweise Wasser aufgefangen und wieder abgegeben (Regulierung des Grundwasserspiegels und oberflächlich abfließendes Wasser).

Regelmäßiges Kalken gehört zu den Grundlagen einer rentablen, aber auch ökologischen Teichbewirtschaftung. Wird das Teichwasser beispielsweise zu sauer oder erwärmt sich zu stark, bilden sich Algen und das Seuchenrisiko für darin lebende Fische kann steigen. Wird die pH-Wert-Regulierung des Wassers vernachlässigt, „kippt das Wasser sprichwörtlich irgendwann um“ und auch der Sauerstoffgehalt im Wasser reicht für Lebewesen wie Fische nicht mehr aus.

Somit beseitigt Kalk Säureschäden und aktiviert die Teichböden. Die Teiche werden fruchtbarer und sauerstoffreicher und zugleich durch die Abtötung von Krankheitserregern desinfiziert. Die faulenden organischen Stoffe setzen sich im kalkreichen Teichwasser schneller auf dem Boden ab und wandeln sich rasch um. Das Kennzeichen fruchtbarer Teiche sind pH-Werte im Teichboden zwischen pH 6,5 und 8,5. Der pH-Wert des Teichwassers wird durch den Gehalt an gelöstem Kalk und durch die bei den Umwandlungsprozessen der organischen Substanz sowie durch die Tätigkeit der Wasserpflanzen sich stets neu bildende Kohlensäure bestimmt. Der Gehalt an CaO sollte im Teichwasser mindestens 42 mg je Liter betragen – das sind 630 kg gelöster Kalk je Hektar Teichfläche bei 1,5 m Wassertiefe.

Weiterführende Informationen zum Weltwassertag finden Sie hier:

Wald als Wasserspeicher – zum Tag des Waldes

Kalkeinsatz in Gewässern – Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e. V.

https://www.weltwassertag.com/

Kalkung im Frühjahr – optimaler Start in die Saison

Dank Kalkung: Optimaler Start in die Saison

Wer kennt es nicht: Die Zeit drängt, die Arbeitskräfte sind rar, das Wetter droht umzuschlagen und es wurde ja schon gedüngt – schnell verschiebt man vermeintlich weniger drängende Aufgaben wie das Kalken auf das kommende Jahr. Dabei spricht eine Vielzahl von Gründen dafür, dem Kalk mehr Aufmerksamkeit zu schenken – für gesunde Böden und eine gute Saison. Wir geben Ihnen einen Überblick.

Wann wird es Zeit zu kalken?

Wir empfehlen Ihnen nach der Winterphase eine Vorsaatkalkung bei Frost oder sobald der Boden tragfähig ist. Oft ist dann die Bodenoberfläche durch Tonverlagerung verkrustet, ein Gasaustausch ist nicht mehr möglich und der pH-Wert sinkt. Eine Frostgare ist meist nicht mehr intensiv genug für dauerhafte Stabilität – die Frühjahrskalkung (Vorsaat- oder Kopfkalkung) muss daher die verschlämmte Oberfläche krümeln.

Sie stabilisiert die Frostgare, fördert die Lebendverbauung und verbessert die Struktur des Ackerbodens. Mangelt es hingegen an Kalk, fallen die Pflanzen durch ein gehemmtes Wurzelwachstum auf.

Welcher Kalk kommt in Frage?

Schnell wirkende Mischkalke (kohlensaurer Kalk mit Branntkalk) oder Branntkalk haben sich bei der Vorsaatkalkung bewährt. Aber auch andere hoch reaktive Kalke führen rasch zu einer verbessernden Bodenreaktion. Mahlfeinheit und Neutralisationswert liefern hier gute Anhaltspunkte für die Wirkung. Faustregel: Je feiner das Material, desto schneller die Wirkung und je höher die Angabe des prozentualen Neutralisationswert, umso schneller findet die Reaktion im Boden statt. Mit der Kalkung vor der Saat wird die Belüftung und Erwärmung der Böden, die Wasserführung, die Nährstoffeffizienz sowie das gesamte Bodenleben positiv beeinflusst.

Was ist kulturspezifisch zu beachten?

Die Sommergerste hat von den Getreidearten die höchsten Anforderungen an den Kalkzustand der Böden. Auch Erbsen und Ackerbohnen erzielen bei optimalen pH-Werten und guter Kalkversorgung die besten Erträge. In den Kalkversorgungsklassen A und B (Sehr hoher (Gesundungskalkung) und hoher Kalkbedarf (Aufkalkung) nach VDLUFA-Standpunkt) zeichnen diese Kulturen schnell mit Mindererträgen.

Auch bei Zuckerrüben, Mais und Raps können Höchsterträge nur bei optimaler Kalkversorgung erzielt werden. Denn dann ist der Wasser- und Lufthaushalt des Bodens optimal. Beim Maisanbau ist insbesondere auf geneigten Flächen mit Bodenerosionen zu rechnen. Auf schluff- und tonreichen Böden ist die Wasserversickerung erschwert und die Bodenbelüftung gehemmt – bei Starkregenereignissen kommt es so zu Erosionen.

Für Kartoffeln ist eine Kopfkalkung nicht nur eine wichtige Düngemaßnahme für die Kultur, sondern es ist im Rahmen der Fruchtfolge gleichzeitig die Erhaltungskalkung für die nächste Kalkungsperiode.

Krümelstabilität entsteht durch die Lebendverbauung von Regenwürmern und weiterem Bodenleben. Die Tonminerale werden mit Huminstoffen und Kalk zusammen mit Schluff und Sandkörnern zu stabilen Krümeln verbaut. Kalk- und humusreiche Böden weisen somit eine hohe Bodenfruchtbarkeit und gute Wasserversorgung auf.

Kalkung: Wie geht man am besten vor?

Zuerst sollte man sich mit Bodenanalysen einen Überblick über die aktuelle Versorgungsstufe des Bodens machen, beispielsweise nach dem VDLUFA-Schema „Bestimmung des Kalkbedarfs von Acker- und Grünlandböden“.

Ist die Kalkversorgung des Bodens im optimalen Bereich (VDLUFA Klasse „C“), beträgt der Kalkbedarf – abhängig von Klima, Fruchtfolge und verwendeten Stickstoffdüngern – zwischen 300 bis 500 kg/ha CaO pro Jahr. Dies entspricht der Menge von 300 bis 600 kg/ha Branntkalk oder ca.1000 kg/ha kohlensaurem Kalk.

Rechtzeitige Kalkung verhindert indirekte Schäden wie:

–        Verschlämmen und Verkrusten der Bodenoberfläche

–        Ton-/Schluff-Trennung und Tonverlagerung mit Verdichtungen im Unterboden bereits unter pH 6,8

–        Geringe Pufferwirkung gegenüber kalkzehrenden Düngemitteln und unverrotteter organischer Substanz

–        Verminderung des Bodenlebens

–        Bildung saurer Humusformen (Moder, Rohhumus) mit weitem C/N-Verhältnis und hohem Benetzungswiderstand

–        Toxische Wirkung von Aluminium- und Mangan-Ionen im stark sauren Bereich

Wenn eine Magnesiumdüngung geplant ist, sollten magnesiumhaltige Kalke verwendet werden. Speziell granulierte Kalkdünger gibt es auch mit Schwefelanteil. Auf diese Weise kann mit der Erhaltungskalkung zugleich die gewünschte Schwefeldüngung erledigt werden.

QR-Code Naturkalk für klimastabile Böden

Weitere Details zu klimastabilen Böden:

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Abpufferung der zunehmenden Bodenversauerung für viele Böden einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels darstellt.

Naturkalk für klimastabile Böden – Klima, Boden, Wasser

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Abpufferung der zunehmenden Bodenversauerung für viele Böden einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels darstellt.

Gesellschaftliche Einordnung

Die Vitalität unserer Böden betrifft nicht nur die Land- und Forstwirtschaft, sondern das gesamte Ökosystem, das auch Rohmaterialien, Energie, Wasserspeicherung und -qualität sowie Kohlenstoffspeicherung umfasst. Themenbereiche, die sowohl gesellschaftspolitisch relevant sind, als auch unsere Rohstoff- und Nahrungsmittelproduktion betreffen.

Nicht zu vergessen sind die Bodenstruktur, das Wasseraufnahmevermögen und die Wasserspeicherfähigkeit im Boden. Die Filter-Kapazität von Böden verhindert beispielsweise die Eutrophierung und Versauerung.

Weltweit weisen etwa 50 % aller Ackerböden unzureichende pH-Werte von unter 6,0-6,5 auf. In Deutschland sind ca. 40 % der landwirtschaftlich genutzten Böden nicht im optimalen Bereich und somit hemmend für das Wachstum von Feldfrüchten.

Nachhaltiger Pflanzenbau soll die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 unterstützen und ökologische und ökonomische Ziele vereinbaren. Zugleich soll er dem Schutz von Klima, Umwelt und Artenvielfalt gerecht werden und angemessene Erträge zur Nahrungsversorgung und Einkommenssicherung liefern. In zunehmenden Maß werden bei der Landnutzung auch der Schutz von Boden, Wasser und Luft eingefordert. Da die Kalkung saurer Böden hilft, eine optimale, langfristige Bodenfruchtbarkeit (Ertragsfähigkeit) mit günstiger Bodenbiologie, Bodenstruktur und Nährstoffverfügbarkeit zu fördern oder zu erhalten, bleibt sie eine unverzichtbare Maßnahme bei der „Guten Fachlichen Praxis“ zum Schutz der Natur.

Bezug zum Klimawandel – Rolle einer bedarfsgerechten Kalkung

Aufgrund des Klimawandels und der politischen Klimaschutzziele stellt sich für jedes Produkt – so auch für Düngekalk – die Frage, welche Wirkung es in Bezug auf den Klimawandel hat. Bei der Bewertung sind allerdings nicht nur die Treibhausgasbilanz, sondern auch weitere Aspekte wie Einflüsse auf Umwelt, Biodiversität, Kohlenstoffspeicherung, Lebensmittelproduktion und Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen.

Bodenversiegelung und starke Niederschlagsereignisse in kurzer Zeit sind somit eine Aufgabe, mit der wir uns jetzt und weiterhin beschäftigen müssen. Folgen der zunehmenden Häufigkeit von Starkniederschlagsereignisse können durch das bessere Wasseraufnahmevermögen gut mit Kalk versorgter Böden gemildert werden. Das Regenwasser verbleibt länger im Boden bzw. nimmt den Weg durch den Boden und wird nicht oberflächlich weggespült oder führt sogar zu Bodenerosionen. Im Hinblick auf die landwirtschaftliche Nutzung sind im Rückblick auf die Saison 2023/2024 nicht nur regional höhere Niederschlagssummen zu verzeichnen, sondern auch die Regenmengen in kurzer Zeit belasten unsere Böden. Das Thema der Regenverdaulichkeit und -speicherfähigkeit ist somit eine große Herausforderung in der Praxis.

Nicht zu vergessen, dass land- und forstwirtschaftliche Flächen zum Großteil zur Grundwasserneubildung beitragen. Hier sprechen wir von bis zu 2 Mio. Liter Wasser je Hektar und Jahr (bei ca. 800 Litern Niederschlag pro Quadratmeter und Jahr).

Wesentliche Grundlagen für ertragreiche Böden sind genügend pflanzenverfügbares Wasser und Nährstoffe im Boden. Daneben ist ein für die Kulturpflanzen günstiger pH-Wert im Boden ein weiterer Faktor. Somit hat die Kalkdüngung nicht nur auf versauerten Böden positive Einflüsse auf viele Parameter, die die Bodenfruchtbarkeit ausmachen. Studien zeigen, dass Kalk eine fast ausgeglichene Treibhausbilanz aufweist und die Kohlenstoffspeicherung unterstützt. Außerdem hat Düngekalk als regionales Naturprodukt eine lokale Anwendungs- und Logistikkette.

Die ausreichende Versorgung des Bodens mit Kalk und ein günstiger pH-Wert bilden die Basis für eine erfolgreiche Düngestrategie. Neben der bislang vorrangig ökonomischen Bewertung treten die Wirkungen auf Klima und Umwelt jetzt immer mehr in den Vordergrund.

Proaktiv beschäftigen sich innovative Landwirtinnen und Landwirte mit einer effizienten Wassernutzung und sind deshalb auch an einem gesunden Kreislaufsystem des Wassers interessiert. Ziel ist es den Boden und die Wasserverfügbarkeit in Balance zu bringen. Die Art und Weise der Bodenbewirtschaftung und die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens sind hierbei in aktuellem und zukünftigem Fokus.

Die drei beeinflussenden Bodenparameter betrachtend, ist eine standortgerechte Kalkversorgung eine wichtige Stellschraube für die chemischen, physikalischen, aber auch biologischen Eigenschaften unserer Böden. Dies trifft sowohl auf Ackerböden als auch auf Grünland sowie unsere Waldböden zu.

Stimmen aus Praxis und Wissenschaft – Welche Herausforderungen bestehen bei den aktuellen Witterungsverhältnissen und wie kann eine optimale Kalkversorgung Abhilfe schaffen?

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Mehr Informationen

 

Vieles spricht für Naturkalk

Bisher weisen weltweit etwa 50 % aller Ackerböden unzureichende pH-Werte von unter 6,0-6,5 auf. In Deutschland sind rund 40 % der landwirtschaftlich genutzten Böden nicht im optimalen Bereich und somit hemmend für das Wachstum von Feldfrüchten. Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und optimaler Erträge wird seit vielen Generationen auf versauerten Böden Düngekalk gestreut. Eine weltweite Studie von Wang et al. (2021) belegt, dass im Mittel aller ausgewerteten Studien die Kalkung zu einem Anstieg der Ernteerträge um 36 % führte. Neben seiner direkten Wirkung auf den pH-Wert des Bodens beeinflusse die Kalkung aber auch den Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf des Bodens und die damit verbundenen Treibhausgas (THG) -Flüsse.

Hintergrund der Wassernutzung in der Landwirtschaft

Regelmäßige Artikel in den landwirtschaftlichen Fachmedien machen auf die Wassersituation für die Versorgung landwirtschaftlicher Kulturen aufmerksam. Dabei sind deutsche Landwirte im globalen Vergleich sehr effizient, was die Wasserversorgung von Kulturpflanzen angeht; nur ca. 3 % der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland werden zusätzlich bewässert. Grund ist, dass die künstliche Beregnung von Flächen in Deutschland im Verhältnis gering ausfällt. Im Gegenzug sind die wirtschaftenden Betriebe auf natürliches Regenwasser angewiesen, was in Dürreperioden oftmals eine Herausforderung ist.

Positive Wirkung der Kalkung wird oft unterschätzt

Kalk und Calcium als Elementform ist als grundlegendes Element für den Boden und die Pflanze zu sehen. Aus Sicht der Pflanze ist es notwendig für die Zellwandbildung und als Nährstoff für das Wurzelwachstum. Im Boden ist Calcium im Zusammenhang mit dem pH-Wert zu sehen und fördert eine optimale Bodenstruktur und somit das Porenvolumen im Boden.

Der Boden-pH-Wert als etablierte Messgröße, beeinflusst die oben genannten Bodeneigenschaften (chemische Bodeneigenschaften, Bodenstruktur und das Bodenleben). Vor allem bei zu niedrigen pH-Werten (< 5,5) ist eine Verfügbarkeit von Nährstoffen für die Pflanzen reduziert, was zu Mangelerscheinungen bei Pflanzen führen kann und die Nährstoffeffizienz herabsetzt. Negativ geladene Ton- und Humuspartikel agieren mit positiv geladenen Ionen wie Calcium, Magnesium und Kalium und gehen eine Bindung ein. Eine ausgewogene und standortgerechte Kalkversorgung ist Grundbaustein für eine ausgeglichene Versorgung im Boden.

Eine optimale Calciumversorgung im Boden ist vor allem bei schwereren tonhaltigen Böden wichtig. Sie trägt dazu bei, die Bodenstruktur zu verbessern und ein Porenvolumen zu erzielen, welches für eine gute Wasseraufnahmefähigkeit und einen verbesserten Luftaustausch im Boden sorgt. Nebeneffekt ist zudem, dass die Böden besser zu bearbeiten sind und eine reduzierte Anfälligkeit für Verschlämmung besteht.

Speicherleistung und Wasserverfügbarkeit – Bodenporen

Seit vielen Jahren wird zudem nachgewiesen, dass die Kalkung versauerter Böden insbesondere auf mittleren und schweren Böden die Bodenstruktur und auch die Wasserspeicherfähigkeit verbessert. Die erhöhte Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen und die verbesserte Durchwurzelbarkeit des Bodens kann in Trockenperioden, wie sie in den vergangenen Jahren vorkamen, eine Ertragsminderung reduzieren und die Erträge stabilisieren.

Eine gute Mischung der Porengrößenverteilung ist gewünscht. Bei großen Poren versickert Wasser schneller und bei kleinen Poren ist ein Durchfluss eingeschränkt. Ziel ist eine gesunde Mischung auch mit mittelgroßen Poren, zwischen den Bodenpartikeln, sodass dazwischen Wasser gespeichert werden kann, welches dann für die Pflanzen zur Verfügung steht. Diese Parameter sind zudem noch abhängig von der Bodenart.

Fazit:

Um genügend Lebensmittel auf den Acker- und Grünlandböden der Erde erzeugen zu können, bedarf es der Erhaltung möglichst gesunder und fruchtbarer Böden. Wesentliche Grundlagen für ertragreiche Böden sind genügend pflanzenverfügbares Wasser und Nährstoffe im Boden. Daneben ist ein für die Kulturpflanzen günstiger pH-Wert im Boden ein weiterer entscheidender Faktor. Somit hat die Kalkdüngung auf versauerten Böden bekanntermaßen mehrfach positive Einflüsse auf viele Parameter, die die Bodenfruchtbarkeit ausmachen.

Dies zeigt die Abb. 1.

Abb. 1: Einflüsse von Kalkdüngung auf Boden, Pflanzen, Nahrung und weitere Prozesse und Funktionen (Holland, J. E., et al., 2018, Science of the Total Environment).